Nachruf auf Hans-Joachim Hofmann (1952 – 2020)

Was für ein großes Glück, wenn Kollegen zu wahren Freunden werden, welch große Trauer, wenn ein lieber Freund viel zu früh gehen muss.

Als Hans-Joachim Hofmann – von allen Kollegen nur Achim genannt – seine Arbeit an unserer Schule im Jahr 1982 aufnahm, vollzog sich gerade ein Generationenwechsel im Kollegium. Ein ganzer Schwung von Kollegen, die Anfang bis Mitte der Fünfziger Jahre geboren sind, gestaltete von dieser Zeit an rund 40 Jahre die Entwicklung der Rudolf Steiner-Schule Nürnberg. Achim war hierbei eine ganz zentrale Persönlichkeit. 

Achim Hofmann (Zweiter von rechts) im Dezember 1982

Achim war Lehrer für Englisch und Deutsch in Mittelstufe und Oberstufe. Basis seines Lehrens waren seine fundierte Fachausbildung und seine umfassende Kenntnis der Literatur. Das Besondere seines Wirkens war jedoch die Art und Weise, in der er – wann immer es passte – sein künstlerisches Talent und seine Liebe zur Musik in den Unterricht einfließen ließ. Im Englischunterricht der Mittelstufen wurde selbstverständlich gesungen und von Achim mit perfekt passendem Gitarrenspiel begleitet. In seinen Deutschklassen inszenierte er beeindruckende Klassenspiele und auf den früher noch üblichen Faschingsbällen und zu Sommerfesten spielte er mit seiner Band „Out Of Time“ auf. 

Die Liebe zur Musik war neben seiner geliebten Frau Uschi die ganz große Konstante in Achims Leben. Oft fragte er mich in privaten Gesprächen, ob ich den oder jenen Künstler, die oder jene Aufnahme kenne. War ich unwissend, erhielt ich – als dringende Empfehlung zur weiteren Beschäftigung – umgehend CD-Kopien, die von seinem untrüglichen Sinn für künstlerische Qualität zeugten. Er war ein wahrer Schöngeist und obendrein ein begeisterter und begnadeter Handwerker, der ganz autodidaktisch Gambe, Nyckelharpa und Drehleier in bester Ausführung baute und er war ein lustiger, warmherziger „bekennender“ Franke, mit dem sich in Dialektausdrücken wetteifern und blödeln ließ. 

Sollte aber im Auftrag der Lehrerkonferenz ein Problembrief geschliffen verfasst werden, so war Achim als langjähriges Mitglied des Verwaltungsrates auch hierzu sofort im Stande. Nicht nur in seinen schriftlichen Formulierungen, oft genug auch in der Konferenz und den anschließenden Diskussionen im eher geselligen Kreis brachte er zum Ausdruck, dass er Geschwafel nicht ausstehen konnte. In der Konferenzarbeit litt er daher oftmals sehr unter langatmigen Sitzungen. Dennoch brachte er sich immer engagiert und konstruktiv in die Arbeit der verschiedenen Gremien ein. 

Aus den Mitteilungen der Rudolf Steiner-Schule Nürnberg 12/1982

Nach zehn Jahren Unterrichtstätigkeit hatte er das Bedürfnis nach neuen Impulsen für seine Arbeit. Er legte im Schuljahr 1991/92 ein Sabbatjahr ein, nicht um es sich gut gehen zu lassen, sondern als Anregung für seine pädagogische Arbeit. Mit seiner Frau zog er nach England und arbeitete bei ganz bescheidenem Gehalt als Lehrer an der York Steiner School. Er war dort nicht nur Deutschlehrer, sondern wurde in der kleinen Schule in den verschiedensten Unterrichtsfächern und Altersstufen eingesetzt. 

Über viele Jahre war Achim der Joseph im Christgeburtsspiel. In seinen letzten Berufsjahren wurde er regelmäßig zu den Eurythmieabschlüssen von Schülern und Kollegen als Rezitator gebeten. So war er auch vielen Familien, deren Kinder ihn nicht als Lehrer hatten, bekannt und ein Begriff.

Legendär waren Achim und Uschi Hofmann als Gastgeber. Bis zum Ende von Achims Berufstätigkeit an unserer Schule war es nicht die Abschlusskonferenz, die für viele Kollegen das Schuljahr beendete, sondern das Zusammensein eng gedrängt im Hofmannschen Reihenhausgärtchen. 

Achim hat die wenigen Jahre seines im Jahre 2015 begonnenen Ruhestandes genossen. Ein Pendeln zwischen dem Häuschen in Frankreich und dem Nürnberger Domizil, Begegnungen mit dem großen Freundeskreis, Reisen zu Konzerten nicht mehr nur in den Ferien, kleine feine Drechselarbeiten zu fertigen – dafür war nun Zeit. Leider viel zu wenig Zeit am Ende.

Die schwere Krankheit kam völlig unerwartet und führte ihn in nur wenig mehr als einem Vierteljahr an die Todesschwelle. Es hat mich beeindruckt, wie gefasst und ohne Klage er geregelt hat, was ihm wichtig war und geduldig auf den Tod wartete, der ihn am 15.12.2020 von uns nahm. Uschi war bei ihm. Wir Freunde und Kollegen, Schüler und Eltern, alle, die ihn kannten, bleiben ihm dankbar verbunden.

D. Schürer

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