Leitbild

1. Ausrichtung auf die Bedürfnisse der Schüler

Die Rudolf Steiner-Schule Nürnberg richtet sich in ihren Zielen an den grundlegenden Entwicklungsbedürfnissen der Kinder und Jugendlichen aus. Sie arbeitet nach den Grundsätzen der von Rudolf Steiner begründeten Waldorfpädagogik. Ein elementares Bedürfnis eines jeden Menschen ist es, die eigene Individualität zu entwickeln und innerhalb der sozialen Gemeinschaft zum Ausdruck zu bringen. Da sich das Ich des Menschen in der Begegnung mit der Welt gestaltet, kommen dabei zwei Dinge zum Tragen:

BEGEGNUNGSBEDÜRFNIS

Unsere Schule ist Begegnungsraum, in dem Kinder und Jugendliche in ihrer persönlichen Wesensart von den Erziehern wahrgenommen und angenommen werden wollen.

Damit sich Individualität entwickeln kann, bedarf es einer menschlichen Gemeinschaft, in der die Schüler individuelle Zuwendung, Hülle und Geborgenheit finden. Diese kann sich nur in einem am gemeinsamen Ziel ausgerichteten Zusammenwirken von Familie und Schule unter Einbeziehung des gesellschaftlichen Umfeldes bilden.

Das Kind orientiert sich an dem, was der Erzieher selbst vorlebt. Wichtige Aspekte sind dabei Authentizität, Offenheit, Einfühlungsvermögen, Konsequenz und Humor.

GESTALTUNGSBEDÜRFNIS

Kinder und Jugendliche wollen die Welt und sich selbst gestalten; sie haben ein Bedürfnis sich zu entwickeln und zu lernen. Sie brauchen Raum, um ihren Gestaltungswillen und ihre Kreativität in der Welt zu entfalten.

Eigenaktivität kann nicht von außen erzeugt werden. Die Mitmenschen können aber einen Raum schaffen, in dem das Kind seine Schöpferkräfte entfalten kann. Das Bildungsangebot der Schule stellt den Gestaltungsraum, den das Kind für seine Entwicklung benötigt.

Gleichzeitig muss das Kind vor Reizüberflutung und Einflüssen geschützt werden, welche die Entwicklung seiner Kreativität behindern.

2. Aufgaben und Ziele

Die Aufgaben und Ziele unserer Schule orientieren sich an den oben formulierten Bedürfnissen der Schüler.

ENTWICKLUNGSANGEBOT

Lehrplan als Entwicklungsimpuls

Der Lehrplan versteht sich als ein die gesamte Schulzeit umfassendes Konzept, das den Entwicklungsstufen der einzelnen Lebensalter Rechnung trägt. Die Unterrichtsinhalte geben somit in erster Linie Antwort auf latente Lebensfragen und fördern die seelisch-geistige Entwicklung der Schüler.

Vertiefung der Unterrichtsinhalte

Die einzelnen Unterrichtsinhalte gründen auf dem tieferen Wesen der Welterscheinungen und gehen damit weit über die reine Sachinformation hinaus. Deshalb wird der Unterrichtsstoff vom Lehrer in seiner Vorbereitung auch meditativ erarbeitet. Dazu liegen in der Waldorfpädagogik eine Fülle von Anregungen vor.

Künstlerische Didaktik

Unsere Didaktik ist an den inneren Bedürfnissen des jeweiligen Lebensalters ausgerichtet. Durch die Unterrichtsgestaltung gilt es, die Sinne umfassend anzusprechen und miteinander in Beziehung zu bringen. Den Gebrauch technischer Medien wägen wir deshalb sorgfältig ab. Der didaktische Schwerpunkt liegt vielmehr auf der persönlichen, künstlerischen Gestaltung des Unterrichts.

Umfassendes Unterrichtsangebot

Der Unterricht unserer Schule kommt den körperlichen, seelischen und geistigen Bedürfnissen der Schüler entgegen. Ein entsprechendes Bewegungsangebot und eine Fülle handwerklicher Fächer und Praktika schulen die körperlichen und praktischen Fähigkeiten. Die seelische Beweglichkeit wird besonders durch die künstlerischen Fächer und darüber hinaus durch schauspielerische und musikalische Impulse im Rahmen von Klassenspielen und Klassenorchestern angeregt. Die übrigen Fächer richten sich mehr an die Erkenntnisfähigkeit und vermitteln das Kulturgut der Menschen von naturkundlichen und mathematischen über sprachliche und geschichtliche bis zu technischen Inhalten. Auch die Pflege des religiösen Lebens ist ein wesentliches Anliegen unserer Schule. Unabhängig von der fachlichen Ausrichtung trägt jeder Unterricht durch seine künstlerische Gestaltung zu dieser ganzheitlichen Erziehung bei.

Das Unterrichtsangebot führt den individuellen Möglichkeiten der Schüler entsprechend zu den staatlich anerkannten Prüfungsabschlüssen: Abitur, Realschulabschluss, Gesellenprüfung.

LEBENSRAUM SCHULE

Innerer Aspekt

Die Schule gibt den Kindern und Jugendlichen – neben dem Elternhaus – einen Lebensraum, in dem sie sich beheimatet fühlen. Deshalb ist die Pflege der schulischen Gemeinschaften (wie Klassengemeinschaft, Schulgemeinschaft) von besonderer Bedeutung. Ein tragendes Element ist dabei die Begleitung durch den Klassenlehrer über die ersten sechs bis acht Jahre und die Pflege einer stabilen Klassengemeinschaft über zwölf Jahre hinweg ohne Auslese nach Leistung.

Aufgrund veränderter gesellschaftlicher Verhältnisse übernimmt die Schule zunehmend auch Aufgaben außerhalb des engeren Lehrauftrages, die früher durch die Familie und deren Umfeld geleistet wurden. Die Schule bietet deshalb ein altersgemäßes Betreuungsangebot durch Tagesbetreuung, Hort, Hausauf­gabenbetreuung, Schulküche etc…

Zum Lebensraum Schule gehört auch die Möglichkeit eines entsprechenden sozialen Austausches. Lehrer, Schüler, Mitarbeiter und Eltern brauchen immer wieder Ansprechpartner für ihre pädagogischen Fragen. Möglichkeiten dazu bieten sich in den regelmäßigen Konferenzen, Elternabenden sowie in Gesprächen mit Lehrern, dem Schulpsychologen, dem Schularzt oder mit Therapeuten.

Diese Pflege von Vertrauen beinhaltet auch Vorgehensweisen bei krisenhaften Auseinandersetzungen. In der Schule sind deshalb Ansprechpartner für Konflikte benannt.

Äußerer Aspekt

Die Rudolf Steiner-Schule Nürnberg tauscht sich in freier Weise mit anderen Schulen und gesellschaftlichen Gruppen aus. Dabei ist sie von dem Bemühen getragen, ihren Kulturimpuls offen zu vertreten. Die Möglichkeit, sich anderen Lebensformen und Kulturen zu öffnen, wird durch Praktika und Exkursionen in der Oberstufe sowie den Schüleraustausch mit Schulen im Ausland gefördert.

3. Grundlage der gemeinsamen Arbeit

Quelle und Grundlage der Zusammenarbeit der am Schulleben beteiligten Menschen sind die gemeinsamen pädagogischen Ziele und der Wille zur gemeinsamen Arbeit.

Das geistig-spirituelle Streben orientiert sich am humanistischen und christlichen Menschenbild. Es ist geprägt von Achtung vor der Schöpfung, Menschenliebe, Ehrfurcht vor dem Geistigen, Gerechtigkeit, Vorurteilslosigkeit und andauernder Lernbereitschaft. Die Mitglieder der Schulgemeinschaft können sich bei der Erziehung und in ihrem geistigen Streben gegenseitig Wegbegleiter sein. Die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners wird dabei als eine wesentliche Grundlage betrachtet.

In der Praxis wird die pädagogische Arbeit bestimmt von der unmittelbaren Wahrnehmung der Schüler und den Erkenntnissen, die der Erzieher selbst errungen hat. Diese Erkenntnisse entwickeln sich in der suchenden und offenen Auseinandersetzung mit anderen Menschen und dem Werk Rudolf Steiners.

Dabei ist für uns die Einsicht von größter Bedeutung, dass der Erzieher vor allem durch die eigene Persönlichkeit wirkt und deshalb Selbsterkenntnis und Selbsterziehung das Fundament für die Erziehung anderer bilden.

4. Gründungsimpuls

Die Kontinuität der Waldorfpädagogik wird auch dadurch gewährleistet, dass sich nachfolgende Generationen dem historischen Impuls der Vorgänger anschließen. Die Mitarbeiter der Rudolf Steiner-Schule Nürnberg orientieren sich deshalb in ihrem Bemühen auch an den Menschen, die diese Schule gegründet haben.

Die ersten Schüler dieser neu gegründeten Schule waren Nachkriegskinder, die teilweise durch unmenschliche, traumatische Erfahrungen geprägt waren. Mit Hilfe der Waldorfpädagogik wollten die Lehrer die verletzten kindlichen Seelen harmonisieren und wahrhaft menschliche Impulse anregen.

Die Kindheit ist auch in unserer Zeit in vielfältiger Weise gefährdet. In diesem Sinne gilt es, auch heute Kindern einen Raum zu schaffen, in dem sie ihren ureigenen Entwicklungsweg finden können.

5. Selbstverpflichtung

Die Rudolf Steiner Schule Nürnberg basiert auf der freien Initiative von Menschen, die Kindern und Jugendlichen einen Entwicklungsraum geben wollen.

Voraussetzung für die Verwirklichung dieser Initiative ist die dauerhafte Selbstverpflichtung von Eltern, Lehrern und Mitarbeitern zur aktiven Mitwirkung im Sinne dieses Leitbildes.

Die Selbstverwaltung unserer Schule ist ein Bild dafür, dass jeder, der an der Schule mitarbeitet, seine übernommenen Aufgaben und sein Engagement eigenverantwortlich im Sinne der Gemeinschaft gestaltet.

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