Beate Schettler (1957 – 2022)

…Der Tod hat keine Bedeutung –
Ich bleibe, wer ich bin, und auch ihr 
Bleibt dieselben zusammen.
(Henry Scott Holland, 1910)

Liebe Schulgemeinschaft, liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

dieser Anfang eines Gedichts, das ein anglikanischer Theo­loge im Jahre 1910 verfasst hat, war auf dem Liedblatt abge­druckt, das wir von Familie Meier-Schettler am vergange­nen Samstag zur Trauerfeier für unsere verstorbene Kollegin und Lehrerin, Beate Schettler, in der Melanchthon-Kirche bekommen haben. Es heißt „Trost der Toten”.

Kann denn ein verstorbener Mensch noch Trost spenden? Müssen sich denn nicht vielmehr die Lebenden gegenseitig trösten – über den Tod eines geliebten Menschen „hinweg­ trösten”?

Frau Schettler, die – wie viele von Euch wissen – noch vor eineinhalb Jahren an unserer Schule Handarbeit unterrich­tet hat , war ein Mensch, der das zu Lebzeiten besonders gut konnte: Trostspenden!

Im Handarbeitsunterricht, in der ihr sie ja größtenteils erlebt habt, tröstete sie – wie ich weiß – viele von Euch immer wieder geduldig, wenn ihr Euch wieder einmal verstrickt, verhäkelt, vernäht habt. Und sie sorgte wie ein fleißiges „Heinzelmännchen/-weibchen“ unermüdlich dafür, dass gewissermaßen über Nacht alle Eure „Verstrickungen“ usw. wieder repariert wurden, damit ihr in der nächsten Stunde wieder richtig, mutig und fröhlich weiterarbeiten konntet. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass fast immer, wenn ich mit meiner Familie bei den „Schettlers“ zu Be­such kam, im Wohnzimmer „Berge“ von Handarbeitssäck­chen zu sehen waren, die sie regelmäßig mit nach Hause nahm – um all das, was bei Euch schiefgelaufen war, zurück zu stricken, zu verbessern oder zu verschönern. Sie wollte jeder/m von euch den gleichen Neuanfang ermöglichen. Das war bei euch „Kleineren“ so und vermutlich ganz ähnlich auch noch bei euch „Größeren“ und „Großen“ während des Achtklassspiels und in der Schneiderepoche. Oder etwa nicht?

Frau Schettler war in vieler Hinsicht eine „Mutmacherin“! Die Fähigkeit zu helfen, zu ermuntern, zu ermutigen, zu be­stärken, zu trösten zählte zu ihren Wesenszügen. Sic dachte stets an „den Anderen“, an die Gemeinschaft, an ihre „Mitmenschen“. Frau Schettler erkundigte sich oft nach deren Befinden, war interessiert an deren Lebenswegen, pflegte Freundschaften und Wahlverwandtschaften. Sie lebte für andere, für Ihre Aufgaben und Pflichten!

Was sie hingegen nicht so gerne hatte, war, wenn man sich mit einem „Wie geht es Dir denn?“ nach ihrem eige­nen Befinden erkundigen wollte. Da lenkte sie schnell ab, gab eine meist knappe Auskunft und lenkte das Gespräch schnell wieder in die andere Richtung.

Sie wollte nicht klagen, sie wollte nicht im Mittelpunkt ste­hen, nicht zur Last fallen, nicht bemitleidet werden.

Und so schaffte sie es eben auch noch am Ende ihres Lebens, ihre Gedanken – so weit dies möglich war – weniger auf sich selbst als vielmehr auf ihre Familie, Freunde, Kollegen und Schüler zu richten – und sie vermochte es und vermag es tatsächlich immer noch, uns Zurückbleibenden TROST zu spenden – so wie es in dem Gedicht geschrieben steht.

Am Ende heißt es dort:

Wenn Ihr von mir sprecht, so tut es ohne Reue
Leben bedeutet immer nur Leben –
Es bleibt so bestehen –
Immer – ohne Unterbrechung.
Ihr seht mich nicht, aber in Gedanken bin ich bei euch –
irgendwo, ganz in der Nähe – nur ein paar Straßen weiter.

Heinz Mayer (L)

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